Re: Mein Leben als Werbefläche

In England finden YouTuber den fruchtbarsten Boden. Nirgendwo ist die Zahl der vloggenden Millionäre so hoch wie hier. Tanya Burr zum Beispiel, deren Videos mehr als 300 Millionen Mal geklickt wurden. Reiner Zufall ist das nicht. Hinter den spontan wirkenden Videos steckt eine ausgefeilte Marketingstrategie. Der Mensch wird zur lebenden Werbefläche. Das stört in der Regel weder den Vlogger noch seinen Fan. Und viele verdienen daran mit. Claudia Bäckmann untersucht die boomende Industrie rund um die Yoube-Stars. Ihr ernüchtertes Fazit: „Broadcast yourself“ war gestern. Hier geht’s zum Film in der Arte Mediathek.

RE: Letzte Zuflucht Waisenhaus

Als Mutter seine Kinder nicht mehr versorgen zu können, ist nicht nur grauenvoll, sondern auch zutiefst beschämend. In Griechenland sind manche Familien mittlerweile so arm, dass sie ihre Kinder ins Waisenhaus geben müssen. Drei Anfragen pro Tag bekommt das Waisenhaus der Hatzikonsta-Stiftung in Athen. Claudia Bäckmann begleitete den Alltag zweier Mütter, die ihre Kinder nur noch am Wochenende sehen. Eine ständige Zerreißprobe für sie und für ihre Kinder. Dieser Film, das kann ich versprechen, geht nicht nur Eltern unter die Haut. Hier geht’s zum Film in der Arte Mediathek.

Arte RE: Allah liebt euch alle

Weiter geht es mit neuen Filmen für die Sendereihe ARTE:RE.

Heute packen wir ein sehr heißes Eisen an: Gläubiger Muslim und offen schwul – das ist in vielen Weltgegenden schlicht lebensgefährlich. Auch in Europa ist das Thema bei der Mehrheit der Muslime tabu. Unser Film „Allah liebt euch alle – Europas erster schwuler Imam“ portraitiert einen mutigen Mann, der eine tolerante Version des Islam verkündet und dafür Morddrohungen erhält. Der Imam Ludovic Mohammed Zahed ist schwul und macht daraus keinen Hehl.  Heute Abend kann man auf Arte sehen, wie er allen Widerständen trotzt, um vielen verzweifelten Glaubensbrüdern Mut zu machen. Dem Autor Daniel Böhm gelang der Zugang zu einer Szene, die im Verborgenen lebt. Und bei Facebook melden sich die Hasser schon bevor der Film ausgestrahlt wurde…

Zum Start von Arte RE:

Manchmal muss es rasend schnell gehen bei der TV-Produktion. Manchmal dauert es volle zwei Jahre, eine neue Sendereihe zu entwickeln. Wenn die dann schließlich das Licht der Welt erblickt, ist die Spannung für alle Beteiligten enorm: wird es funktionieren? Gehen die Ideen auf? Wird der Zuschauer das neue Format schätzen? So ergeht es uns gerade bei ARTE RE: der neuen, werktäglichen Reportage-Reihe, die als „journalistische Mobilmachung für Europa“ an den Start geht, wie der Sender bescheiden wie immer verlauten lässt.

Am 13.3. geht es los. Und zwar mit einem Film von uns über sie: Sylvana Simons, die im niederländischen Wahlkampf als neue Kraft gegen  den Populismus und insbesondere Geert Wilders antreten will.

Und was macht Kobalt am 13.3.? Feiern natürlich. Wie es sich bei einer großen Premiere gehört.

Der BERLIN live Marathon im Februar

Als ich neulich die aktuelle Winterplatte von Katie Melua einlegte, erstarrte meine neunjährige Tochter wie vom Donner gerührt und lauschte atemlos. Danach lief der Track bei uns wochenlang praktisch ohne Pause. Das Kind konnte einfach nicht genug davon bekommen, obwohl es sich um einen georgischen Frauenchor handelte. Nicht das, was üblicherweise in ihrer Bibi&Tinalastigen Tracklist zu finden ist.

Als wir wenig später mit Katie Melua für unsere Konzertreihe BERLIN live aufzeichneten, brachte sie ihren Frauenchor vollzählig mit. 23 Sängerinnen drängten sich auf der Bühne des Berliner Admiralpalastes, und auch da – man kann es nicht anders sagen – war das Klangerlebnis schlicht überwältigend; das partygestählte Publikum, ähnlich gebannt wie meine Tochter.

Am 24.02. ist das Ganze auf Arte zu sehen. Ich bin gespannt, ob sich der Zauber übertragen lässt.

Weitere BERLIN live Termine auf Arte:
03.02. / 01.05 Uhr / Danko Jones
10.02. / 00.20 Uhr / Editors
10.02. / 01.20 Uhr / Moderat
17.02. / 00.50 Uhr / Crystal Fighters
17.02. / 01.50 Uhr / You Me At Six
24.02. / 00.20 Uhr / Katie Melua
24.02. / 01.25 Uhr / Albert Hammond in Symphony

Adieu Yourope!

Abschied tut weh. Unser Auslandsmagazin für die globalisierte Generation wird dieses Jahr auslaufen. Seit sieben Jahren loten Andreas Korn und die Yourope- Reporter aus, was das junge Europa verbindet und was es trennt. Das führte immer wieder  zu überraschenden Erkenntnissen. Zum Beispiel in der Sendung über die glücklichsten (Dänemark) und unglücklichsten Europäer (Ungarn). Oder über das Startup-Paradies Bukarest.

Wie tickt die EU von innen? Diese Kernfrage der Sendung  brennt heute mehr denn je unter den Nägeln. Trotzdem wird Yourope am 17. Dezember das letzte Mal über den Äther gehen. Muss man das verstehen? Schwerlich. Gerade deswegen empfehle ich umso wärmer unsere nächste Yourope Sendung. Thema: Europa sucht nach Stille- vom Digital Detox in Paris bis zur neuartigen Youtube-Meditation namens ASMR (Autonomous Sensory Meridian Response).  Danach können wir hoffentlich tiefenentspannt den Nachfolger von Yourope ins Auge fassen.

YOUROPE: Sehnsucht nach Stille – am 26.11.2016 um 14 Uhr auf ARTE.

„Marokko – Die große Chance“

Als ich diese Woche unsere neueste Doku aus Nordafrika angesehen habe, habe ich alles erwartet, aber bestimmt keine positiven Neuigkeiten. Entsprechend groß war die Überraschung über das hoffnungsvolle Bild, das unsere Autorin Katrin Sandmann über den aufstrebenden Arbeitsmarkt in Marokko zeichnet. Weitgehend unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit hat König Mohammed VI. ein umfassendes Modernisierungsprogramm angestoßen, wie etwa die Ansiedlung der internationalen Luftfahrtindustrie und Maßnahmen gegen die erdrückend hohe Jugendarbeitslosigkeit. Sandmann spricht mit jungen Männern, für die das Exil in Europa jeglichen Reiz verloren hat. Sie sehen wieder Perspektiven im eigenen Land.

Good news are no news? Mitnichten. Diese Doku gibt Hoffnung und lässt einen plötzlich spüren, wie gut wir ein paar positive Nachrichten aus bestimmten Weltregionen gebrauchen können.

„Marokko – Die große Chance“ am Freitag, den 21. Oktober um 21:00 Uhr auf 3sat

Jean Paul Gaultier

Heute habe ich eine Frau mit drei Köpfen und sechs Rollschuhen gesehen, ein Männerballett ohne Haut – ganz in Adern und Venen – und filigrane Tänzerinnen in Taucherflossen. Alles Ideen von Jean Paul Gaultier, dem Pariser Meisterdesigner, der Madonna einst den Kegel-BH verpasste. Ein gutes halbes Jahr hatten die bewundernswerten Gewandmeisterinnen des Berliner Friedrichstadt-Palastes Zeit, den brodelnden Kreativausstoß Gaultiers in Kostüme zu verwandeln. Man beneidet sie nicht um diese Aufgabe. Es kam zu einer denkwürdigen deutsch-französischen Begegnung in der Schneiderei des Revuetheaters, die wir über ein halbes Jahr dokumentiert haben. Herausgekommen ist ein Film, der kaum Text braucht – nicht nur weil Gaultier ein Vielredner ist; hier sprechen die Bilder und manchmal auch die Mienen wirklich für sich. Unbedingt sehenswert. Übrigens auch das Ergebnis.

Am 2. Oktober um 17.30 Uhr auf Arte und ab dem 6. Oktober in der neuen Show „THE ONE Grand Show“ im Friedrichstadt-Palast in Berlin.

„Zombie Walks“

Wenn ich mich so umblicke, unter meinen heimkehrenden Kollegen, habe ich das Gefühl, dass Manchem der Übergang von den Sommerferien zurück in den Alltag sehr schwer fällt. Besonders unsere Yourope-Redaktion übt sich zur Zeit in ostentativer Realitätsflucht. Eine ganze Sendung hat sie dem Thema gewidmet. 30 Minuten denkwürdiges Fernsehen über erstaunliche Europäer, die ihrem Leben, ihrer Zeit und in manchmal gar gleich ihrer Gattung zu entfliehen versuchen. Die Harmloseren zelebrieren in einem schwedischen Wikingerdorf den rauen Alltag des 12. Jahrhunderts. Andere erwachsene Menschen eifern mit großer Ernsthaftigkeit auf sogenannten Furry- Conventions um das beste Stofftierkostüm. Aber der Hit unter den Realitätsflüchtigen ist dieses Jahr der Kult um die Untoten. Auf „Zombie Walks“ gehen nicht nur Fans des Serienhits „Walking Dead “ zu Tausenden auf Menschenjagd. Das alles ist also bei Yourope zu besichtigen und man fragt sich, ob das seltsame Treiben womöglich eine Reaktion auf die unübersichtliche Weltlage ist? Oder schlimmer: vielleicht bereits ihre Folge? Ist den Menschen die Realität zuviel geworden? Ich will nicht verschweigen, dass die Sendung ein bisschen besorgniserregend ist. Aber eben auch extrem unterhaltsam und deswegen sollten Sie sie nicht verpassen. 

Erstausstrahlung am 10. September um 14.00 Uhr auf Arte.

Highlight in eigener Sache

Heute gibt es ausnahmsweise ein Highlight in eigener Sache zu verkünden: am Wochenende durfte ich den Berliner Unternehmerinnenpreis (ausgeschrieben vom Wirtschaftssenat und der Investitionsbank Berlin) entgegennehmen, den wir mit Kobalt gewonnen haben.

Ich muss zugeben: das war nach fast zwanzigjähriger Firmengeschichte, mit durchaus auch stürmischen Zeiten, ein großer Freudenmoment. Vorher fand ich Preise generell überbewertet, etwas für Leute, die ganz viel Lob brauchen, für das, was sie tun. Seit dem 2. Juli habe ich überhaupt nichts mehr gegen offizielle Anerkennung. Sie hat durchaus ihren Sinn. Man kann seine Meinung ja mal ändern …

Zu guter Letzt noch ein Clip, den ich Ihnen ans Herz legen möchte: mein aktueller Lieblingsfilm aus dem Hause Kobalt: Die österreichischen Punkrocker Wanda haben für die Artesendung „Hauskonzert“ ein denkwürdiges Konzert in Maria-Grünewald, einer Einrichtung für behinderte Menschen, gegeben und sind da abgefeiert worden, wie wohl noch nie zuvor. Diese Produktion hat keinen der Mitwirkenden gleichgütig gelassen, am allerwenigsten die Band selbst.